Im Dialog mit einer Expertin für das Element Wasser im Engadin
Im Dialog mit einer Expertin für das Element Wasser im Engadin
August 2025
August 2025
Mineralquellenführung mit Sabina Streiter, Wassersommelière in Scuol
Mineralquellenführung mit Sabina Streiter, Wassersommelière in Scuol
Mineralquellenführung mit Sabina Streiter, Wassersommelière in Scuol


Scuol, eingebettet in die majestätische Landschaft des Engadins, ist für seine mineralreichen Quellen und die jahrhundertealte Badekultur bekannt. Inmitten dieser alpinen Idylle lebt und arbeitet Sabina Streiter, eine zertifizierte Wassersommelière der Schweiz. Mit Ihr treffe ich mich im Juli vor dem Hotel Belvedere am Stradun.
Sie kommt mit einem sympathischen Lächeln auf mich zu und wir starten einen Rundgang zu den Mineralquellen in Scuol. Mein Wunsch ist es möglichst viele zu verkosten, um einen Eindruck zu bekommen.
Für eine kurze Einführung erklärt Sie mir, dass der Stradun die Flaniermeile, für die Kurgäste der Jahrhundertwende gebaut wurde. Diese wollten weder nach Scuol Sura (Oberdorf), noch nach Scuol Sot (Unterdorf) gehen, denn es war Ihnen zu einfach. Und schon machen wir uns im flotten Schritt zunächst auf zu einem Dorfbrunnen mit einem Murmeltier auf dem Brunnenstock. Umgeben von den schönen Engadiner Häusern kann man sofort den Wasserhahn mit dem Mineralwasser der Vi-Quelle identifizieren. Das Wasser hat mit seinem Eisengehalt das Steinbecken orangerot eingefärbt. Aus dem anderen Hahn kommt Trinkwasser.
Sabina führt mich weiter zum Verkosten an den direkten Quellaustritt der Vi-Quelle oberhalb des Dorfes. Ein Geruch mit schwefeligem Charakter lässt keine Zweifel aufkommen. Es handelt sich um eine sulfathaltige Quelle. Mit der Summe an gelösten Stoffen von 1740mg/l, kann man deutlich Calcium, Magnesium und Eisen erschmecken. Sulfat, so beschreibt Sabina wird meist als eine herbe Note wahrgenommen. In Kombination mit seinem natürlichen Kohlensäuregehalt (1200mg/l) schmeckt das Wasser zwar zunächst ungewohnt, jedoch sehr erfrischend.
Weiter geht es nun raus aus dem Dorf Richtung Clozzatobel. Sabina will mir zeigen wie dort die Clozza Quelle raussprudelt. Die Quellfassung wurde mit einem Sichtfenster und Beleuchtung ausgestattet. So kann man sehen wie das kühle Nass aus dem Fels austritt. Der Weg dorthin führt uns am Bündner Schiefer vorbei, ein besonderes geologisches Phänomen, das als sogenanntes Engadiner Fenster bezeichnet wird. Das durchlässige und poröse Gestein ist immer wieder durchzogen von weißen Linien die, so sagt Sabina, das Salz der Erde sind. Und tatsächlich schmecken Sie auch salzig.
Danach besuche ich mit Sabina den Eichhörnchen Brunnen, wo das Clozza- Mineralwasser sprudelt, das ich probieren möchte. Auf dem Weg dorthin erzählt mir Sabina, dass fast alle Quellen artesische Quellen sind. Das bedeutet, dass sie von allein, ohne zu pumpen, an die Oberfläche kommen. Ich hatte wegen der ähnlichen Mineralisierung keine großen Unterschiede zur Vi-Quelle erwartet, aber eine
Verwechslung ist eindeutig ausgeschlossen.
Weiter führt uns der Weg zur Funtana da Sotsass, was unter dem Fels bedeutet. Wir gehen einen schönen Weg durch saftig grüne Wiesen mit Blick auf die umliegenden Berge. Die Sotsass Quelle ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt und ihr Wasser wird heute im Bogn Engiadana genutzt. Ebenso wie das Wasser der Vi-, der Chalzina- und der Tulaiquelle. Hier kann man in reinem Mineralwasser baden. Ich möchte wissen, welchen Vorteil es mit sich bringt in Mineralwasser zu baden. Sabina vertröstet mich auf später, was meine Neugier nur noch anheizt.
Am Dorfbrunnen Bagnera fliesst das kalziumhaltige Wasser der Sotsass-Quelle und zugleich wiederum Trinkwasser aus einem zweiten Hahn. Hier lässt mich Sabina das Wasser im Brunnenbecken erfühlen. Ich stecke beide Arme zeitgleich in das Mineralwasser und das Trinkwasser. Sabina fragt mich welches kälter ist. Und man kann es richtig gut fühlen das Trinkwasser ist kälter, wohingegen das Mineralwasser aus der Tiefe mit 5-10 Grad an die Oberfläche kommt.
Nun nehme ich die Arme wieder aus dem Wasser und bekomme die Antwort welche Wirkung das Baden im Mineralwasser hat. Meine Haut fühlt sich ölig, geschmeidig an im Gegensatz zum anderen Arm der im Trinkwasser gebadet wurde. Das ist wirklich verblüffend! Mit 2250mg/l Gesamtmineralisierung und einem Gehalt an 1300mg/l Kohlensäure die schön auf der Zunge perlt gehört sie zu meinen Favoriten. Ich kann also davon trinken und darin baden, wie praktisch.
Und dann geht es über den Inn zur Lischanaquelle. Hier erwartet mich eine Überraschung. Um an das Wasser zu kommen, muss man auf einen Schalter drücken und warten. Dann läuft für ein paar Minuten das Wasser und man kann es degustieren. Sabina sagt, dass dies früher anders war, denn eigentlich war die Lischanaquelle eine artesische Quelle. Aber aufgrund von Bauarbeiten flussabwärts verschwand die Quelle und musste mit erheblichem Aufwand wiedergefunden werden. Mit Betätigen des Schalters, wird das Wasser nun nach oben gepumpt.
Die hohe Konzentration gelöster Mineralstoffe von 11000mg/l sowie die signifikanten Mengen an Magnesium und Natrium machen dieses Wasser besonders geeignet für den Ausgleich nach schweißtreibenden, sportlichen Aktivitäten.
Auf unserem Rückweg zum letzten Dorfbrunnen erklärt Sabina, dass früher das Mineralwasser von Scuol bis in die 80iger Jahre in Flaschen abgefüllt wurde und in Zürcher Apotheken als Heilwasser verkauft wurde, das ja bekanntlich dem Arzneimittelgesetz unterliegt.
Unser letzter Dorfbrunnen ist Bügl Grond. Hier sieht man 3 Wasserhähne und aus einem fliesst Mineralwasser aus der Chalzina und der Tulaiquelle. Beide Quellen sind leicht mineralisiert und haben einen schönen, ausgewogenen Geschmack eines natürlichen Mineralwassers. Hier werde ich getestet, ob ich das Mineralwasser vom Trinkwasserwasser unterscheiden kann. Und ja, man kann es.
Die 2 Stunden mit Sabina sind wie im Flug vergangen. Abschließend möchte ich gerne erfahren, mit welchen Personen aus der Vergangenheit oder Gegenwart Sie gerne ein Gespräch führen würden.
Sie lacht und meint am liebsten mit Hildegard von Bingen und Paracelsus einem schweizer Arzt, die sich mit der heilenden Wirkung von Wasser beschäftigt haben. Mit beiden würde auch ich gerne über die Mineralquellen von Scuol reden.
Zusammenfassend kann man sagen das Engadin ist reich an Mineralquellen, und jede erzählt ihre eigene geologische Geschichte. Die Zusammensetzung der Mineralien, die Fließgeschwindigkeit und die Temperatur beeinflussen den Charakter des Wassers. Besonders hier in Scuol gibt es auf engstem Raum zwanzig verschiedene analysierte Quellen. Diese Vielfalt und die hohe Mineralisierung ist europaweit einzigartig.
Nachwort
Am nächsten Tag bin ich nach einer 7 stündigen Bergtour, auf der ich die Funtana Cotschna verkostete noch zur Büvetta Tarasp und zur Büvetta Sfondraz gegangen. Die Büvetta Tarasp ist leider nicht mehr begehbar. Sie steht am Inn als lost place und wartet auf Ihre Wiedererweckung. Die Mineralquelle Sfondraz ist in einem Tagescafé integriert und ich hatte Glück, dass es offen war und ich auch hier nochmal ein äußerst hoch mineralisiertes Wasser erleben durfte, das sich schon farblich im Glas von allen anderen Quellen unterschied. Der ausdrucksvolle Geschmack mit mineralischer Note lud dazu ein, es bewusst und sparsam zu genießen. Ganz im Sinne seiner Anwendung.
Scuol, eingebettet in die majestätische Landschaft des Engadins, ist für seine mineralreichen Quellen und die jahrhundertealte Badekultur bekannt. Inmitten dieser alpinen Idylle lebt und arbeitet Sabina Streiter, eine zertifizierte Wassersommelière der Schweiz. Mit Ihr treffe ich mich im Juli vor dem Hotel Belvedere am Stradun.
Sie kommt mit einem sympathischen Lächeln auf mich zu und wir starten einen Rundgang zu den Mineralquellen in Scuol. Mein Wunsch ist es möglichst viele zu verkosten, um einen Eindruck zu bekommen.
Für eine kurze Einführung erklärt Sie mir, dass der Stradun die Flaniermeile, für die Kurgäste der Jahrhundertwende gebaut wurde. Diese wollten weder nach Scuol Sura (Oberdorf), noch nach Scuol Sot (Unterdorf) gehen, denn es war Ihnen zu einfach. Und schon machen wir uns im flotten Schritt zunächst auf zu einem Dorfbrunnen mit einem Murmeltier auf dem Brunnenstock. Umgeben von den schönen Engadiner Häusern kann man sofort den Wasserhahn mit dem Mineralwasser der Vi-Quelle identifizieren. Das Wasser hat mit seinem Eisengehalt das Steinbecken orangerot eingefärbt. Aus dem anderen Hahn kommt Trinkwasser.
Sabina führt mich weiter zum Verkosten an den direkten Quellaustritt der Vi-Quelle oberhalb des Dorfes. Ein Geruch mit schwefeligem Charakter lässt keine Zweifel aufkommen. Es handelt sich um eine sulfathaltige Quelle. Mit der Summe an gelösten Stoffen von 1740mg/l, kann man deutlich Calcium, Magnesium und Eisen erschmecken. Sulfat, so beschreibt Sabina wird meist als eine herbe Note wahrgenommen. In Kombination mit seinem natürlichen Kohlensäuregehalt (1200mg/l) schmeckt das Wasser zwar zunächst ungewohnt, jedoch sehr erfrischend.
Weiter geht es nun raus aus dem Dorf Richtung Clozzatobel. Sabina will mir zeigen wie dort die Clozza Quelle raussprudelt. Die Quellfassung wurde mit einem Sichtfenster und Beleuchtung ausgestattet. So kann man sehen wie das kühle Nass aus dem Fels austritt. Der Weg dorthin führt uns am Bündner Schiefer vorbei, ein besonderes geologisches Phänomen, das als sogenanntes Engadiner Fenster bezeichnet wird. Das durchlässige und poröse Gestein ist immer wieder durchzogen von weißen Linien die, so sagt Sabina, das Salz der Erde sind. Und tatsächlich schmecken Sie auch salzig.
Danach besuche ich mit Sabina den Eichhörnchen Brunnen, wo das Clozza- Mineralwasser sprudelt, das ich probieren möchte. Auf dem Weg dorthin erzählt mir Sabina, dass fast alle Quellen artesische Quellen sind. Das bedeutet, dass sie von allein, ohne zu pumpen, an die Oberfläche kommen. Ich hatte wegen der ähnlichen Mineralisierung keine großen Unterschiede zur Vi-Quelle erwartet, aber eine
Verwechslung ist eindeutig ausgeschlossen.
Weiter führt uns der Weg zur Funtana da Sotsass, was unter dem Fels bedeutet. Wir gehen einen schönen Weg durch saftig grüne Wiesen mit Blick auf die umliegenden Berge. Die Sotsass Quelle ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt und ihr Wasser wird heute im Bogn Engiadana genutzt. Ebenso wie das Wasser der Vi-, der Chalzina- und der Tulaiquelle. Hier kann man in reinem Mineralwasser baden. Ich möchte wissen, welchen Vorteil es mit sich bringt in Mineralwasser zu baden. Sabina vertröstet mich auf später, was meine Neugier nur noch anheizt.
Am Dorfbrunnen Bagnera fliesst das kalziumhaltige Wasser der Sotsass-Quelle und zugleich wiederum Trinkwasser aus einem zweiten Hahn. Hier lässt mich Sabina das Wasser im Brunnenbecken erfühlen. Ich stecke beide Arme zeitgleich in das Mineralwasser und das Trinkwasser. Sabina fragt mich welches kälter ist. Und man kann es richtig gut fühlen das Trinkwasser ist kälter, wohingegen das Mineralwasser aus der Tiefe mit 5-10 Grad an die Oberfläche kommt.
Nun nehme ich die Arme wieder aus dem Wasser und bekomme die Antwort welche Wirkung das Baden im Mineralwasser hat. Meine Haut fühlt sich ölig, geschmeidig an im Gegensatz zum anderen Arm der im Trinkwasser gebadet wurde. Das ist wirklich verblüffend! Mit 2250mg/l Gesamtmineralisierung und einem Gehalt an 1300mg/l Kohlensäure die schön auf der Zunge perlt gehört sie zu meinen Favoriten. Ich kann also davon trinken und darin baden, wie praktisch.
Und dann geht es über den Inn zur Lischanaquelle. Hier erwartet mich eine Überraschung. Um an das Wasser zu kommen, muss man auf einen Schalter drücken und warten. Dann läuft für ein paar Minuten das Wasser und man kann es degustieren. Sabina sagt, dass dies früher anders war, denn eigentlich war die Lischanaquelle eine artesische Quelle. Aber aufgrund von Bauarbeiten flussabwärts verschwand die Quelle und musste mit erheblichem Aufwand wiedergefunden werden. Mit Betätigen des Schalters, wird das Wasser nun nach oben gepumpt.
Die hohe Konzentration gelöster Mineralstoffe von 11000mg/l sowie die signifikanten Mengen an Magnesium und Natrium machen dieses Wasser besonders geeignet für den Ausgleich nach schweißtreibenden, sportlichen Aktivitäten.
Auf unserem Rückweg zum letzten Dorfbrunnen erklärt Sabina, dass früher das Mineralwasser von Scuol bis in die 80iger Jahre in Flaschen abgefüllt wurde und in Zürcher Apotheken als Heilwasser verkauft wurde, das ja bekanntlich dem Arzneimittelgesetz unterliegt.
Unser letzter Dorfbrunnen ist Bügl Grond. Hier sieht man 3 Wasserhähne und aus einem fliesst Mineralwasser aus der Chalzina und der Tulaiquelle. Beide Quellen sind leicht mineralisiert und haben einen schönen, ausgewogenen Geschmack eines natürlichen Mineralwassers. Hier werde ich getestet, ob ich das Mineralwasser vom Trinkwasserwasser unterscheiden kann. Und ja, man kann es.
Die 2 Stunden mit Sabina sind wie im Flug vergangen. Abschließend möchte ich gerne erfahren, mit welchen Personen aus der Vergangenheit oder Gegenwart Sie gerne ein Gespräch führen würden.
Sie lacht und meint am liebsten mit Hildegard von Bingen und Paracelsus einem schweizer Arzt, die sich mit der heilenden Wirkung von Wasser beschäftigt haben. Mit beiden würde auch ich gerne über die Mineralquellen von Scuol reden.
Zusammenfassend kann man sagen das Engadin ist reich an Mineralquellen, und jede erzählt ihre eigene geologische Geschichte. Die Zusammensetzung der Mineralien, die Fließgeschwindigkeit und die Temperatur beeinflussen den Charakter des Wassers. Besonders hier in Scuol gibt es auf engstem Raum zwanzig verschiedene analysierte Quellen. Diese Vielfalt und die hohe Mineralisierung ist europaweit einzigartig.
Nachwort
Am nächsten Tag bin ich nach einer 7 stündigen Bergtour, auf der ich die Funtana Cotschna verkostete noch zur Büvetta Tarasp und zur Büvetta Sfondraz gegangen. Die Büvetta Tarasp ist leider nicht mehr begehbar. Sie steht am Inn als lost place und wartet auf Ihre Wiedererweckung. Die Mineralquelle Sfondraz ist in einem Tagescafé integriert und ich hatte Glück, dass es offen war und ich auch hier nochmal ein äußerst hoch mineralisiertes Wasser erleben durfte, das sich schon farblich im Glas von allen anderen Quellen unterschied. Der ausdrucksvolle Geschmack mit mineralischer Note lud dazu ein, es bewusst und sparsam zu genießen. Ganz im Sinne seiner Anwendung.







